Akzeptanz- und Commitment-Therapie

„Statt zu versuchen, sich besser zu fühlen, bedeutet Bereitschaft, zu lernen, besser zu fühlen“, so lautet ein Kernsatz der Akzeptanz und Commitment-Therapie (ACT). Formuliert hat ihn Stephen C. Hayes, einer der Wegbereiter des Verfahrens. Zu finden ist dieser Satz in seinem Selbsthilfe- und Therapiebegleitbuch „Im Abstand zur inneren Wortmaschine“.

ACT nutzt als Verfahren der sog. „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie u. a. Techniken der Gestalt- und Hypnotherapie. Doch wichtiger als Interventionstechniken ist für Therapeut und Patient die gemeinsame Realisierung einer Grundhaltung, die durch Achtsamkeit, Akzeptanz, Werteorientierung und Commitment, sprich Bereitschaft, geprägt ist. Ziele der therapeutischen Begegnung sind ein Zugewinn an psychischer Flexibilität, an Kontakt zum gegenwärtigen Augenblick und dem, was dieser aktuell erfordert: Akzeptanz oder Veränderungsbereitschaft.

Diese Begegnung findet in der therapeutischen Arbeit auf sechs thematischen Ebenen statt, das sind die Bereiche Bereitwilligkeit und Akzeptanz, Kognitive Defusion, das Selbst als Ort und Raum des Erlebens, Werte, Commitment (Bereitschaft) und Achtsamkeit. Ziele sind, unangenehme und schmerzliche innere Erlebnisse anzunehmen, eigene Gedanken und das Selbstbild zu hinterfragen, eigene Werte zu entwickeln und das Engagement, diese im Alltag umzusetzen, und sich, soweit wie möglich, in nicht-bewertender Achtsamkeit zu üben. Dieser gemeinsamen Arbeit dienen die Erlebnisorientierung in einer intensiven therapeutischen Beziehung und der Gebrauch von Metaphern und natürlicher Paradoxien zur Überwindung der einengenden Wirkung von Sprache und Denken.

Theoretische Grundlage der Akzeptanz und Commitment-Therapie ist die Relational Frame Theorie (RFT, deutsch: Bezugsrahmentheorie), die auf dem Hintergrund der Erkenntnis, dass logische Analysen, rationale Erklärungen und Einsichtsprozesse die persönliche Entwicklung nur bedingt fördern, seit den 80er Jahren die einengende Wirkung von Sprache und Kognitionen erforscht.

Laut Stephen C. Hayes wird es auch dann, wenn Patienten Diagnosen wie Panikstörung mit Agoraphobie oder Zwangsstörung gegeben werden können, innerhalb der Therapie immer noch um Probleme wie Beruf, Kinder, Beziehungen, sexuelle Identität, Karrieren, Wut, Traurigkeit, Alkoholprobleme oder den Sinn des Lebens gehen. In der Folge vertritt die Akzeptanz- und Commitment-Therapie ein transdiagnostische Behandlungskonzept.

Dennoch zeigt die an den üblichen Krankheitsbildern orientierte empirische Therapieforschung zur ACT die Wirksamkeit des Verfahrens bei Depressionen, Angststörungen, Zwangserkrankungen, chronischen Schmerzen, psychotischen Erkrankungen, Suchterkrankungen, Raucherentwöhnung, Trichotillomanie, Epilepsie, Diabetes, Stigma und Burnout sowie Problemen am Arbeitsplatz.

Literatur:

Hayes, S. C., Smith, S. (2009). Im Abstand zur inneren Wortmaschine. Tübingen, dgvt Verlag Hayes, S. C., Strohsal, K. D., Wilson, K. G. (2004), Akzeptanz- und Commitment-Therapie. München: CIP-Medien
Hayes, S. C., Luoma, J. B., Bond, F. W., Masuda, A., Lillis, J. (2006). Acceptance and commitment therapy: Model, processes and outcomes. Behaviour Research and Therapy, 44, 1-25
Törneke, N. (2012). Bezugsrahmentheorie. Eine Einführung. Paderborn: Junfermann Verlag